Die Klimakrise ist allgegenwärtig. Es wird viel diskutiert über Autos und Müll, Konsum und CO2-Ausstoß. Worüber nicht so viel geredet wird ist die Tatsache, dass das Internet, wie wir es heute kennen, einen nicht unerheblichen Anteil an unserem CO2-Fußabdruck hat: Nach Schätzungen ist „das Internet“ für etwa 10% des weltweiten Energie-Verbrauchs verantwortlich. Ein Großteil dieser Energie stammt im übrigen leider aus Kohlekraft.

Wenn wir kurz überlegen wird uns klar, dass dieser Energiebedarf deutlich steigen wird in den kommenden Jahren: Mehr Menschen werden Zugang zum Internet bekommen. Streaming-Dienste, die einen überproportional hohen Anteil am Energiebedarf haben, werden immer attraktiver und auf absehbare Zeit sicher noch deutlich an Verbreitung gewinnen.

Unser größtes Problem: Der Konsum

Konsumieren wurde uns über Jahrzehnte als etwas Positives verkauft. Die Bewertung, wie gesund unsere Wirtschaft ist, ist direkt an unseren Konsum gekoppelt. Stark vereinfacht heißt das: Wenn Leute viel neues Zeug kaufen können, geht es ihnen, und damit der Wirtschaft, gut.

Joseph Stiglitz* erläutert in einem Artikel im Guardian, dass das eine sehr verheerende Sicht der Dinge ist: Sehr viele Faktoren wurden nicht berücksichtigt. Angefangen damit, dass wir ohne Rücksicht auf Verluste Ressourcen verbraucht haben bis zu sozio-ökonomischen Fragestellungen.

* US-amerikan. Wirtschaftswissenschaftler, einer der Träger des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften 2001; bekannt auch durch sein Buch „Die Schatten der Globalisierung“

If we measure the wrong thing, we will do the wrong thing. If our measures tell us everything is fine when it really isn’t, we will be complacent.

Joseph Stiglitz, The Guardian

Bewusstes Konsumverhalten ist etwas, das wir Menschen mit unserem Steinzeithirn sehr schlecht können. Heute, am Black Friday, wird das besonders spürbar. Wir sind umschwirrt von besonders günstigen Angeboten, ganz tollen Schnäppchen, die wir sonst garantiert NIE WIEDER bekommen würden. Noch ist er nicht vorbei, der Black Friday, aber aus der internationalen Presse kann man lesen, dass er alle bisher dagewesenen Rekorde gebrochen hat.
Im Svenska Dagbladet wurde die Frage gestellt, welchen Freitag man persönlich begehe: Black Friday oder Fridays for Future. Konsum und Klimaschutz scheint für viele Menschen ein Gegensatz zu sein.

Die gute Nachricht: Wir können selbst was tun

Wir werden immer in irgendeiner Form „konsumieren“. Aber wir können das bewusster tun: Das kann in der realen Welt beispielsweise heißen, Produkte zu kaufen, die einen kleineren CO2-Fußabdruck haben, sei es durch einen geringeren Verbrauch von Ressourcen oder auch durch Langlebigkeit.

Dieses Prinzip können wir aber auch auf das Internet anwenden: Wir können bewusst konsumieren – zum Musik Hören beispielsweise nicht unbedingt YouTube-Videos benutzen, bewusster mit Social Media Plattformen interagieren oder beim nächsten Skype-Call auf das Video verzichten, wenn wir es nicht brauchen.

Was hat das mit meiner Website zu tun?

Auch die eigene Website ist Teil dieses Internets und verbraucht Energie. Der Server, von dem aus sie an die Menschen da draußen ausgeliefert wird, genauso wie die vielen Knotenpunkte dazwischen, die dafür sorgen, dass die Leute tatsächlich auf der Website landen. Dabei gilt: Je leichtgewichtiger eine Website ist desto weniger Energie braucht sie pro Seitenaufruf. Wieviel Energie dafür tatsächlich nötig ist haben wir selbst in der Hand.

Schnell geladen = weniger Energie

Eine schlanke Website ist eine Website, die sehr schnell geladen wird.

Effektiv heißt das, dass möglichst wenig Code übertragen werden sollte, um die Website darzustellen. Darauf hat die Art, wie eine Website erstellt wurde, einen großen Einfluss. WordPress an sich ist beispielsweise sehr schlank. Aber wer hat schon eine WordPress-Installation ohne zusätzliche Plugins? Je nach Wahl des Themes und zusätzlicher Funktionalitäten kann man alles vergleichsweise schlank halten – oder eben ein aufgeblasenes Website-Monster bauen, das sich kaum von der Stelle rührt.

Neben dem Code aus dem die Website besteht sind Bildgrößen oft ein großes Problem: Häufig sind die Bilder in viel zu großen Formaten eingebunden.
Habt ihr schon mal versucht, mit einer schlechten Mobil-Verbindung eine Website zu laden, die oben ein riesiges Headerbild hat? Ich bin da meist zu ungeduldig, und wenn es nicht unbedingt sein muss, breche ich ab.

Zusätzlich kann man überlegen, wie viele Elemente pro Seite tatsächlich nötig sind, damit die Besucherin die Information findet, die sie sucht. Wenn Menschen sich besser zurecht finden brauchen sie weniger Zeit. Sie sind auch zufriedener mit dem Ergebnis: Man ist nicht so frustriert, weil man mehrfach hin- und herklickt und doch nicht das findet, was man eigentlich haben wollte.

Schlank = gut durchdacht

Eine schlanke Website ist eine gute Website. Das fängt beim Google Ranking an – hier bekommt die Performance seit einiger Zeit deutlich mehr Gewicht.

Mit „schlank“ meine ich nicht „leer“. Wenn eine Website praktisch keine Inhalte hat ist sie natürlich von sich aus sehr schlank. Darum geht es hier aber nicht!

In der Regel bedeutet „schlank“ auch gut durchdacht. Die Website hat eine saubere, klare Struktur. Sie ist in sich konsistent und Besucherinnen finden sich spontan gut zurecht.

Das bedeutet auch, dass man Inhalte weglassen muss. Aber es bedeutet vor allen Dingen, dass man klar strukturiert, die Inhalte in ihrer Wichtigkeit bewertet und sie web-gerecht aufbereitet: Es muss ja nicht alles auf der Startseite erzählt werden.
Die ist eher wie der Klappentext und das Inhaltsverzeichnis eines Buches: Worum geht es hier und welche Inhalte kann ich erwarten?

Auf der technischen Seite heißt „schlank“ sicherlich auch, Plugins und Theme noch einmal kritisch zu betrachten. Es sind wahrscheinlich nicht alle Plugins notwendig, die man irgendwann mal ausprobiert hat.

Das bedeutet am Ende auch, dass die Website nachhaltiger wird, da sie leichter zu pflegen und in Stand zu halten ist. Solche Websites kann man viele Jahre lang nutzen. Das einzig Wichtige dabei ist: Technisch auf dem aktuellen Stand bleiben und bei Bedarf Elemente (z.B. Plugins) austauschen, die nicht mehr weiterentwickelt werden.

Fazit: Klimaschutz und Benutzerfreundlichkeit gehen Hand in Hand

Es macht Arbeit, die eigene Website kritisch anzuschauen und zu verschlanken. Man muss vieles noch einmal in Frage stellen, kritisch betrachten und manches vielleicht auch neu entwickeln.

Aber unterm Strich können meines Erachtens alle Beteiligten nur gewinnen:
Wenn die Website schlanker wird, wird sie in der Regel auch attraktiver für Suchmaschinen. Die Struktur wird klarer, was unseren Besucherinnen und Besuchern entgegenkommt. Und was ich noch nicht erwähnt habe: Damit ist sie auch in Bezug auf Barrierefreiheit deutlich besser zugänglich. (Artikel zu Barrierefreiheit lesen)

Wenn man jetzt auch noch einen Hoster hat, dem ein möglichst klimafreundliches Hosting am Herzen liegt, ist man auf jeden Fall gut aufgestellt für die Zukunft.