Künstliche Intelligenz verändert unsere Arbeitsroutinen. Auch die Arbeit mit Websites wird sich verändern. Es wird noch mehr Scams geben, es ist heute so leicht wie nie eine komplette Website auf Knopfdruck zu generieren. Aber man kann natürlich auch sinnvolle Dinge mit KI-Unterstützung machen.
Auf Websites kommen meist LLMs (Large Language Models) zum Einsatz. Das ist eine (Unter-)Form von KI, die mit Sprache umgehen kann. Das heißt, jemand stellt eine Frage und das LLM System sucht aus den Informationen, mit denen es trainiert wurde, etwas Passendes heraus und erstellt daraus eine Antwort.
Viele Routineprozesse lassen sich mit LLMs effizienter machen
- Produktbeschreibungen in einem Shop automatisch erstellen
- Automatische ALT-Texte für Bilder oder Untertitel für Videos erstellen
- Einen Text für bestimmte Suchmaschinen-Stichwörter optimieren
- Texte vorlesen lassen
- Texte übersetzen
- Texte schreiben
- Bilder erstellen
KI-Plugins für WordPress
Im WordPress Repo findet man derzeit unter dem Stichwort KI viele Angebote, in denen es um Chatbots, SEO-Optimierung und Texterstellung geht. Die Plugins holen die großen KI-Engines (z.B. OpenAI, Google, Microsoft) ins WordPress Backend. Man kann die KI-Tools dann direkt aus dem WordPress Backend nutzen. Es gibt Plugins, die sich um einzelne Aspekte kümmern wie z.B. SEO, ALT-Texte oder Produktbeschreibungen. Andere kümmern sich um mehrere Anwendungsfälle.
Die Dienste, die die KI-Arbeit ausführen, sind über eine Schnittstelle (API) angebunden. Um die Dienste zu nutzen, braucht man entsprechende Accounts bei den Anbietern. Ohne Bezahlaccount kommt man in der Regel nicht weit.
Wohin geht die Reise?
Die kleinen Alltags-Helfer wie ChatGPT sind nur der Anfang. Noch ist Vieles offen und erst die Zeit wird zeigen, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln. Aber das Thema KI wird nicht mehr weggehen und es wird unseren Umgang mit dem Web verändern.
Repetitive und gleichförmige Aufgaben kann eine KI schneller und billiger ausführen als ein Mensch. Und man kann ohne spezielles Wissen beliebige Mengen an Code, Layouts und Texten erzeugen. Immer komplexere Prozesse lassen sich automatiseren.
Wenn es um automatisierte Prozesse geht, bin ich immer ein bisschen skeptisch. Das hört sich immer toll an, wer möchte nicht lästigen Kram loswerden. Ein Knackpunkt ist, dass solche Prozesse Kontrolle brauchen. Der Zeitgewinn durch die Automatisierung sollte den Korrektur-Aufwand nicht überschreiten.
Suchmaschinen werden sich verändern
Tippt man eine Suchanfrage in Google ein, erscheint zwar weiterhin eine Liste mit Websites, aber ganz oben erscheint jetzt eine KI-Zusammenfassung. Bei vielen Anfragen beantwortet dieser Textschnipsel bereits alle Fragen, das heißt, es passiert seltener, dass Leute auf einen der Links in der Liste darunter klicken.
Das führte bereits zu Beschwerden, weil der Traffic auf vielen Websiten zurückging. Da die erste Seite der Suchergebnisse in der Regel aus bezahlten Anzeigen besteht, ist das natürlich ein etwas delikates Problem für Google.
Wie sich die KI-Zusammenfassung im Allgemeinen auswirken wird ist unklar. Die Auswahl der Suchergebnisse geschieht jedenfalls schon lange nicht mehr nach inhaltlicher Relevanz, so sehr Google das auch behauptet. Eine Suchanfrage muss schon sehr nischig sein, dass dieses Prinzip greift. Ich vermute, dass die KI-Zusammenfassung hier nur eine graduelle Veränderung bringt.
Interessant für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist sicherlich, dass die Leute ihre Suchanfrage vermehrt als Frage formulieren. Hätte man vor zwei Jahren einfach die Stichwörter „Rollrasen, München“ in die Suchmaske eingegeben, könnte die Suchanfrage heute lauten „Wer verlegt mir Rollrasen in München? Suche mir die Kontaktdaten heraus.“ Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wird dann die Website in der KI-Zusammenfassung erscheinen, die genau diese Frage in ihrem Content schon vorformuliert hat.
Neues WordPress-Team
Innerhalb des WordPress-Projektes wurde übrigens im Juni 2025 ein neues Team gegründet, das sich mit dem Thema KI befassen wird. Hier eine Einordnung von Rae Morey in The Repository: The Repository: WordPress Has a New AI Team. Here’s What They’re Planning to Do (Link aus dem WP Letter Juni 25)
Noch sind die Ankündigungen recht vage und es gibt noch keine Roadmap, aber ich denke, das Ziel wird sein, das Potenzial des OpenSource-Systems WordPress für KI zu erschließen. OpenSource-Systeme haben eine offene und gut zugängliche Struktur, sie kommunizieren über Schnittstellen mit allen erdenklichen externen Daten-Quellen. Für Unternehmen hieße das zum Beispiel, dass Systeme, die sich um Kundendaten, Marketing und Vertrieb kümmern, aktiv zusammen arbeiten könnten. CRM, Analytics, EMail, Marketing und Website vernetzen sich und führen Aufgaben und Aktionen selbständig aus.
Ganz von selbst geht’s nicht
Ein lustiger Bild-Effekt ist schnell erzeugt und ChatGPT baut aus jedem Prompt irgendeinen Text. Aber die ganz schnellen Ergebnisse sind in einem Business-Umfeld eher nicht brauchbar. Will man gute Ergebnisse, muss man Zeit investieren.
Ein Chatbot, der Fragen zu einem Produkt beantworten soll, muss gut implementiert und trainiert werden. Sonst hat niemand damit Freude. Wir alle wissen, wie frustrierend die Interaktion mit einem orientierungslosen Chatbot ist.
Um gute Texte zu erstellen, braucht es gut durchdachte Anweisungen (Prompts) und viele Überarbeitungs-Durchgänge um das Ergebnis zu präzisieren und auszuarbeiten. Und man sollte am Schluss alle Fakten gründlich prüfen, damit die Texte keinen Unsinn enthalten
Wenn man ein Layout bauen lässt, sollte man vorher die Anforderungen genau definieren. Sonst entsteht eine Gestaltung, die zwar schick aussieht, aber nach wenigen Klicks in eine Sackgasse führt.
KI-Tools können eine Menge wegschaffen. Aber die Qualität der Ergebnisse ist nicht immer gut. Ein Text kommt nicht zum Punkt, ein Bild enthält irritierende Fehler und ein Codeschnipsel erzeugt eine Kaskade von Fehlermeldungen und legt das gesamte System lahm.
Man braucht nicht allzu viel Vorwissen um etwas in Auftrag zu geben, aber man braucht umso mehr davon, wenn es darum geht, den Output von KI-Tools zu kontrollieren und zu korrigieren.
Was KI nicht kann
Das KI-Modell ist ratlos, wenn es in seinen Daten nichts findet, das zur Aufgabe passt. Im besten Fall hat das System Zugriff auf eine Suchmaschine und kann ins Netz hineinfragen. Ist das nicht der Fall, rechnet das Modell einfach immer weiter vor sich in und setzt Puzzleteile aneinander. So kann es passieren, dass Texte entstehen, die zwar glaubwürdig klingen, die aber keinen Realitätsbezug haben. Das KI-Tool empfiehlt beispielsweise Bücher, die es nicht gibt oder zitiert Quellen, die nicht existieren. Das nennt man dann Halluzinationen. Der Begriff passt eigentlich nicht gut, denn KI Systeme haben keine Realität, das heißt, sie können auch nicht halluzinieren.
KI-Modelle befolgen klare Regeln um mit den unvorstellbar großen Datenmengen umzugehen. Sie berechnen Wahrscheinlichkeiten. Kreativ querzudenken und neue Wege zu gehen ist daher keine Stärke der Systeme. Dinge kritisch zu bewerten ist ihre Sache auch nicht.
Auch die Antworten auf die „großen“ Fragen findet man nicht. Was interessiert meine Leser wirklich? Wie gewinne ich neue Kunden für mein spezifisches Produkt? Was müsste ich anders machen, um meine Besucherzahlen in die Höhe zu kriegen? Was mögen meine Kunden nicht an meiner Website? Darauf hat das KI-Modell außer allgemeinen Marketing-Tipps keine Antworten.
Wer braucht nun also KI für die Website?
Mir fallen drei Szenarien ein, bei denen ich denke, dass sich Arbeitsabläufe verändern werden.
- Websites, die in kurzen Abständen viele Inhalte (Texte und Bilder) zu eher allgemeinen Themen veröffentlichen
- Websites, auf denen viele Texte und Bilder auf ein SEO-Konzept optimiert werden müssen
- Websites, die als Kommunikations-Hub dienen und die mit anderen Marketing-Tools (Analytics, E-Mail, Social Media, CRM) interagieren
Auf umfangreichen Websites, auf denen sich immer wieder die gleichen Abläufe wiederholen und die davon leben, ähnliche Inhalte in immer neuen Varianten zu veröffentlichen, kann man über KI-Tools mit Sicherheit Zeit sparen. Man darf aber keine großen Ansprüche an die Textqualität haben. Und die Themen sollten nicht zu spezifisch sein.
Man kann natürlich auch KI-Helfer nutzen, wenn man nur einmal im Halbjahr einen Text schreibt oder mal eben schnell ein Bild braucht. Das würde für mich jetzt aber eher unter die Rubrik persönliche Präferenz fallen. Ein Text wird durch KI nicht notwendigerweise besser und er geht auch nicht unbedingt schneller von der Hand, wenn man nicht in Übung ist.
Bei kleineren Websites mit einem persönlichen Profil, die ein sehr spezifisches Thema haben ist das anders. Websites, die nicht mit großen Text- und Bildmengen arbeiten und die nicht auf einen Massenmarkt zielen – hier kann es auch ohne KI gut weitergehen. Natürlich darf man sich das Leben leichter machen und sich KI-Unterstützung holen, aber FOMO ist nicht angesagt.
Und, Kirsten, wie nutzt du KI-Tools?
KI-Tools können sehr gut Texte zusammenfassen. Damit kann man tatsächlich Zeit sparen, wenn man einen Text vorbereitet. Ich würde meinen Text aber nicht von einer KI schreiben lassen. Ich fühle mich durch einen halbfertigen Text eingeengt, es fällt mir schwer, mich aus dem schon vorgetretenen Pfad zu befreien. Das Überarbeiten finde ich persönlich zäh und zeitraubend.
Ich würde ChatGPT & Co. auf keinen Fall als Suchmaschine nutzen. Um Fakten zu recherchieren sind KI-Tools nicht geeignet. Die Ergebnisse sind systembedingt zu mindestens 35% falsch (die so genannten „Halluzinationen“), Quellen sind nicht identifizierbar. Ich hoffe, dass sich daran nochmal etwas verändert, aber ich bin eher skeptisch. LLMs schauen nicht in Quellen, sie bauen Texte mehr oder weniger blind nach Wahrscheinlichkeitsregeln zusammen. Dadurch ist nicht mehr nachvollziehbar, woher die Infirmation stammt. Wer mir Informationen mit welchen Hintergedanken serviert, bleibt dadurch unklar. Das ist ein massives Problem Chatbots essen Klicks und Quellen auf.
Die riesigen Mengen an Müll und Desinformation, die derzeit das Netz überschwemmen, machen mir Sorgen. Das in Kombination mit der Marktmacht einiger weniger Konzerne – ich frage mich, wie Informationsvielfalt in Zukunft überleben kann.
Spannend finde ich, was sich gerade im Coding verändert. Viele Vorgänge, die bisher sehr umständlich waren, werden durch KI-Tools leichter zugänglich. Das ist einerseits schön, weil viele Hürden wegfallen. Andererseits führt das natürlich zu einer Masse an zweifelhaften Ergebnissen. Es wird – wie in anderen Bereichen – immer schwerer, Brauchbares von Unbrauchbarem zu unterscheiden. Wie gut und sinnvoll ein Code ist, das kann nur ein Mensch verifzieren, der sich mit dem Thema auskennt.
Wie kann man sich gegen all den KI-Lärm absetzen?
Texte und Bilder, die von KI erzeugt wurden, überschwemmen derzeit das Netz. Diese Inhalte wirken oft flach und wenig prägnant. Es gibt dafür den Begriff „AI Slop“, der bezeichnet unter anderem den Einheitsbrei aus Artikeln, deren Titel beispielsweise mit „Die zehn besten [Suchbegriff]“ beginnen.
Wie kann man sich dagegen absetzen?
- Kommunizieren Sie Ihr Fachwissen aus Ihrem persönlichen Blickwinkel.
- Ordnen Sie Informationen kritisch ein und geben Sie Ihren Kunden Orientierung mit.
- Suchen Sie den persönlicher Austausch, sei es über Foren, Gruppen, Kommentare oder in der persönlichen Begegnung.
Wenn eine Beziehung zwischen Websitebetreiber und Besucher entstehen soll, braucht es Inhalte mit Persönlichkeit und echter Expertise.
Seien Sie unvorhersehbar, seien Sie kreativ.