Wenn wir mit Kunden oder Kollegen über das Thema Barrierefreiheit sprechen, kommt früher oder später die Frage: „Was bringt so eine barrierefreie Seite? Gibt’s da Zahlen?“

Mir ist keine Studie oder Statistik bekannt, aus der sich direkt ableiten ließe, wie sich der Traffic auf einer barrierefreien Website entwickelt. Aber es gibt reichlich Zahlenmaterial zu den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, für die eine barrierefrei Website relevant ist.

Es sind mehr als man denkt – viel mehr

Da sind zunächst die Menschen, die einen offiziellen Schwerbehinderten-Status haben. Das sind immerhin 10% der Bevölkerung (Quelle). Aber auch Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist (13% Quelle) oder die eine eingeschränkte Lesekompetenz haben (17,5% Quelle), brauchen eine gut durchdachte, zugängliche Website. Auch wer älter als 70 Jahre ist, schätzt Angebote, die sich auch mit motorischen und visuellen Einschränkungen sicher bedienen lassen.

Man kann natürlich diese Prozentwerte nicht einfach addieren. Die Gruppen können sich überschneiden und es nutzen nicht alle dort erfassten Personen das Internet.
Dunkelziffer
Andererseits werden viele Handicaps in den Behinderten-Statistiken gar nicht erfasst. Beispielsweise Menschen mit Schreib- und Leseschwäche (5% Quelle) oder Personen, deren Konzentrations-Vermögen durch psychische Probleme wie Depressionen, Angst- und Suchterkrankungen eingeschränkt ist (25% Quelle).
Nimmt man noch diejenigen Besucher hinzu, die in einer extrem hellen oder lauten Umgebung auf einem kleinen Bildschirm nach Informationen suchen oder mit einer sehr schlechten Datenverbindung auskommen müssen, bleibt eine eindrucksvoll große Gruppe an potenziellen Kunden außen vor, wenn die Website ihnen Hindernisse in den Weg stellt.

Wettbewerbsvorteil Barrierefreiheit

Webseiten im B2C-Bereich kämpfen um jedes Prozent Marktanteil. Barrierefreiheit haben die Betreiber dabei erstaunlich oft nicht auf dem Zettel.

Eigentlich unverständlich, denn eine barrierefreie Seite hat enormes Potenzial. Mit ihr lassen sich Besucherschichten erschließen.
Die oben genannten Zahlen haben gewisse Unschärfen – nicht alle über 70-Jährigen sind motorisch eingeschränkt und eine amtlich anerkannte Schwerbehinderung lässt nicht automatisch darauf schließen, dass man Probleme im Internet hat. Andererseits sind die absoluten Zahlen eindrucksvoll hoch, dass ich annehmen würde, dass zwischen 30 und 40% der Internetnutzer eine barrierefreie Seite brauchen. Eine so große Besuchergruppe sollte sich in den Trafficzahlen deutlich bemerkbar machen.